Die Umgestaltung der Kathedrale …
… setzt wichtige Akzente in architektonischer, denkmalpflegerischer und kirchlicher Hinsicht:
- Der Altar steht im Zentrum, die Kuppel widerspiegelnd.
- Die neugestaltete Krypta erinnert als Grablegungs- und Gedächtnisstätte an die wechselhafte Geschichte der Kathedrale.
- Die Taufstelle in der Tiefe unter dem Altar versinnbildlicht durch die alles überwölbende Kuppel Gottes Schutz.
Liturgisch konkretisiert der Entwurf die Anschauung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965), dass die am Altar gefeierte Eucharistie Höhepunkt und Quelle allen christlichen Handelns ist.
Glaube prägt Raum –
Raum prägt Glaube
Der Innenraum der St. Hedwigs-Kathedrale wurde nach dem Bau dreimal umgestaltet. Jede Umgestaltung des Innenraums hat das jeweilige Glaubensverständnis der Gemeinde gezeigt. Gleichzeitig hat die jeweilige Umgestaltung des Innenraums das Glaubensbewusstsein der Gemeinde beeinflusst. Waren nach der Weihe 1773 die Bedeutung des Priesters und der Eucharistie zentral, wird seit dem Wiederaufbau zwischen 1952 und 1953 und mit der Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanums der Communio-Gedanke verfolgt: Liturgie ist nämlich die Feier der gesamten Gemeinde
Phase 1
Bau 1747 bis 1773 und Einrichtung von Nebenaltären 1887
Der Kuppel-Rundbau war zur Einweihung 1773 fertiggestellt, die sich dem Kuppel-Rundbau anschließende Annexrotunde aber noch unfertig. Die Kathedrale umfasste zwei Bereiche, den Raum für die Gemeinde und den Altarraum für den Klerus. Der Priester feierte die Eucharistie der Gemeinde abgewandt. Der Tabernakel war auf dem Hauptaltar angebracht, was die Bedeutung der Eucharistie und Anbetung zeigte. Neben dem Altarraum wurden 1887 zwei Nebenaltäre erreichtet, weil viele Kleriker Privatmessen feierten.
Der Innenraum der St. Hedwigs-Kathedrale wurde nach dem Bau dreimal umgestaltet. Jede Umgestaltung des Innenraums hat das jeweilige Glaubensverständnis der Gemeinde gezeigt. Gleichzeitig hat die jeweilige Umgestaltung des Innenraums das Glaubensbewusstsein der Gemeinde beeinflusst. Waren nach der Weihe 1773 die Bedeutung des Priesters und der Eucharistie zentral, wird seit dem Wiederaufbau zwischen 1952 und 1953 und mit der Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils der Communio-Gedanke verfolgt: Liturgie ist nämlich die Feier der gesamten Gemeinde.
Phase 2
Erhebung zur Bischofskirche 1932
Phase 3
Wiederaufbau 1952 bis 1953
1943 zerstörten Bomben die Kathedrale derart, dass sie nicht mehr genutzt werden konnte. Zwischen 1952 und 1953 gestaltete Architekt Hans Schwippert die Kathedrale so, dass die „Trümmerstruktur“ sichtbar wurde: Dort, wo eine Bombe eingeschlagen war, schuf er eine Öffnung, von der eine Treppe zur Unterkirche führte. Die Unterkirche wurde somit mit der Oberkirche verbunden, allerdings grenzte die Öffnung den Altarraum von der Gemeinde ab.
Architekt Hans Schwippert setzte in der Umgestaltung der Kathedrale die Beschlüsse der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils um. So rückte der Altar von der Wand in den Raum und Priester feierten somit zur Gemeinde zugewandt die Eucharistie. Die äußere Gestaltung der Kirche änderte sich nicht.
Die Bauarbeiten für die Neugestaltung der Kathedrale haben begonnen. Der Altar wird im Zentrum der Kathedrale platziert, um dem sich Bischof, Priester und Laien versammeln. Die Trennung zwischen Altarraum für den Klerus und Raum für die Gemeinde wird hierdurch aufgehoben. Der Ambo wird gut sichtbar zwischen Altar und Kathedra (Sitz des Bischofs) aufgestellt und ist aus dem gleichen Material wie der Altar gestaltet, weil der Ambo der Altar des Wortes ist. Die Kathedra wird sich auf gleicher Höhe befinden und aus gleichem Material wie die Bänke der Gemeinde beschaffen sein, um die Gleichrangigkeit von Bischof und Gemeinde auszudrücken. Der Tabernakel wird, wie bei der Gestaltung der Kathedrale 1932, in der Annexrotunde aufgestellt. Das Taufbecken wird in der Unterkirche unter dem Altar in der Oberkirche platziert, weil die Taufe das erste und grundlegende Sakrament ist.
Phase 4
Beginn der Neugestaltung 2014
Meilensteine Neugestaltung der St. Hedwigs-Kathedrale
Von der Idee über die Planung bis zum Umbau haben viele Menschen Kreativität, Sachverstand, Zeit und Kraft investiert. In der folgenden Timeline haben wir die zentralen Meilensteine der Umgestaltung zusammengestellt.
November 2013
Projektstart: offener Architekturwettbewerb
Zum 1. November 2013 hatte das Erzbistum Berlin den zweiphasigen Wettbewerb zur Neugestaltung des Innenraums der St. Hedwigs-Kathedrale mit städtebaulichem Ideenteil für das Bernhard-Lichtenberg-Haus ausgelobt und 160 Entwürfe waren daraufhin eingegangen. Ziel war es, ein zeitloses Raumkonzept zu finden, welches seit den letzten, grundlegenden Veränderungen im Jahr 1963 den heutigen Anforderungen an Kirche, Bau und Kunst Rechnung trägt.
In einer ersten Preisgerichtssitzung hatte die Jury 15 Entwürfe ausgewählt, an denen verbunden mit konkreten Vorgaben weitergearbeitet werden sollte. Am 30. Juni 2014 standen die drei Preisträger fest, der Bestplatzierte wurde mit einem Preisgeld von 65.000 Euro geehrt.
November 2016
Wettbewerbsentscheidung ist gefallen
Erzbischof Dr. Heiner Koch verkündet nach „gründlicher Überlegung und Erwägung im Gebet“, nach Zustimmung der Bistumsgremien, die Umgestaltung der Kathedrale „auf Grundlage des Entwurfs der Preisträger [Sichau & Walter Architekten GmbH/Fulda und Leo Zogmayer/Wien] mit Freude und Tatkraft in Angriff zu nehmen“.
März 2018
Denkmalrechtliche Genehmigung ist erteilt
Die Untere Denkmalschutzbehörde im Bezirk Mitte erteilt die denkmalrechtliche Genehmigung. St. Hedwig und das Lichtenberg-Haus müssen als wichtige Zeugnisse der Baukultur unter Berücksichtigung ihrer Denkmaleigenschaften bewahrt werden. Sie sollen zusammen neu gegliedert und erweitert als kirchlicher Ort von zentraler Bedeutung dienen.
Oktober 2018
Bund und Länder stellen Zuwendungsbescheid aus
Die geschätzten Gesamtkosten betragen 60 Millionen Euro, ca. 43 Millionen für die Kathedrale und ca. 17 Millionen für das Nachbarensemble. 20 Millionen Euro Rücklagen hat das Erzbistum Berlin selbst gebildet und beigesteuert, die deutschen Bistümer unterstützen das Vorhaben mit insgesamt 10 Millionen Euro. Bund und Land lösen 2018 Fördermittel in Höhe von ebenfalls 20 Millionen Euro aus.
Juli 2019
Beginn der Vorbereitungs- und Sicherungs-maßnahmen: Abbau der Klais-Orgel
Die Orgel der Bonner Firma Klais, die schon 1930 die im Krieg zerstörte Orgel baute, stammt aus dem Jahr 1978. Etwa 20 Tonnen hängen als „Schwalbennest“ über dem Hauptportal. 4834 Pfeifen und 68 Register bieten Spielern und Hörern immer wieder höchsten Musikgenuss.
Diese einmalige Klangvielfalt gilt es fachgerecht eingelagert zu erhalten.
Februar 2020
Einreichung des Bauantrags
Am 27. Februar 2020 wurde der Bauantrag zur Umgestaltung von St. Hedwig gestellt. Man steckt inmitten der Ausführungs- und Detailplanungen und bereitet sich auf die Ausschreibung und Vergabe der Bauleistungen der einzelnen Gewerke vor.
März 2020
Beginn der Kuppelsanierung
Die Sanierung der Kuppeln der St. Hedwigs-Kathedrale ist nicht Bestandteil des Bauantrags und war aufgrund massiv auftretender materieller plus technischer Mängel infolge der Neuerrichtung in den 50er Jahren notwendig geworden.
Juli 2020
Genehmigung des Bauantrags
Der Bauantrag wurde am 16. Juli 2020 genehmigt und liegt dem Erzbistum vor. Domprobst Tobias Przytarski freut sich auf das, was kommt: „In der Mitte Berlins, in der Mitte der Gesellschaft versammeln wir uns um die Mitte unseres Glaubens. […] Dies ist kein Abbruch, sondern ein liturgisch stimmiger und konsequenter Aufbruch in die Zukunft.“
Mai 2021
Baubeginn St. Hedwigs-Kathedrale
Neben den umfassenden Sanierungsmaßnahmen an Dach, Wänden, Fenster und Türen einschließlich Rauchabzügen, Heizung, Lüftung, Elektroinstallationen und Sanitärbereichen – verändert sich fortan vieles, aber bewusst: Sakramentskapelle und Tiefsakristei, Unterkirche als Tauf- und Werktagskapelle, Grabanlagen zu Memorialorten, barrierefreie Zugänge, verbesserter Klang, Mobiliar, liturgisches Gerät und Kunstobjekte.
August 2022
Baubeginn Bernhard-Lichtenberg-Haus
Im darauffolgenden Sommer ist auch das Bernhard-Lichtenberg-Haus von einem Baugerüst eingehüllt. Die Entwürfe des Schweizer Architekten Max Dudler bilden die Grundlage für die Kernsanierung des Altbaus, den Abriss des bestehenden Neubaus sowie die Errichtung eines neuen unterkellerten Baukörpers in direkter Verbindung zur St. Hedwigs-Kathedrale.
November 2023
Wiedereinweihung am 250sten Jahrestag der Kirchweihe (1. November 1773)
Nach dem Gemeinschaftsgedanken in den Plänen der Architekten und des Künstlers steht der Altar mitten im Raum und alles sammelt sich rundherum – anfänglich abgegrenzt und erhaben, lädt dieser 250 Jahre später ein zum Verweilen. Das Loch im Boden ist geschlossen worden.
Ende 2024
Fertigstellung Umbau St. Hedwigs-Kathedrale und Wiedereröffnung für Gottesdienste
Eine komplette Instandsetzung und ganzheitliche Modernisierung des Innenraums in der Ober- und Unterkirche wie darüber hinaus die gewonnene Fläche durch den Neubau einer Tiefsakristei unter der Hoffläche zwischen Kathedrale und Lichtenberg-Haus stehen in der Tradition zu den vorangegangenen großen „Renovierungen“ Hasaks, Hofmeisters und Schwipperts. Die Gemeinde kann nun endlich vereint Gottesdienst feiern.
Ende 2025
Fertigstellung Bernhard-Lichtenberg-Haus
Die bestandenen Gebäudeteile des Bernhard-Lichtenberg-Haus waren weder funktional noch konstruktiv geeignet. Eine bauliche Neukonzeption des Altbaus an der Französischen Straße und des in den 970er Jahren errichteten „Neubaus“ entlang der Hedwigskirchgasse sollen neben der Domgemeinde, dem Domchor, dem Sitz des Erzbischofs und des Metropolitankapitels auch ein Wissenschaftskolleg, Kaffeehaus und Caritasangebot beherbergen.
Neues von der Baustelle
Seit Mai 2021 werkeln Handwerker in der St. Hedwigs-Kathedrale. Was tut sich also zwischen Kuppel und Krypta? Informieren Sie sich über die Etappen des Umbaus.
Ein Stein aus den Katakomben in Rom ist Teil des neuen Altars in der Hedwigs-Kathedrale in Berlin
Ein roter Stein, einst aus den Petersdom-Katakomben in Rom, wurde von Herrn und Frau Schönfeld gespendet und ist nun ein zentrales Symbol im neuen Altar der Hedwigs-Kathedrale in Berlin, eine Verbindung von Berlin nach Rom und zur Weltkirche.
Domprobst Przytarski im Interview über den Umbau des Bernhard-Lichtenberg-Haus
Das Bernhard-Lichtenberg-Haus wird aktuell nach den Plänen des Schweizer Stararchitekten Max Dudler saniert und durch einen Neubau erweitert.
Interview mit Leo Zogmayer
Leo Zogmayer im Interview über die Sanierung und Neugestaltung der Sankt Hedwigs-Kathedrale, der katholischen Hauptkirche von Berlin.