Das Bernhard-Lichtenberg-Haus besteht aus einem neoklassizistischen Altbau von 1914 und einem Erweiterungsbau aus den 1970er Jahren.
Nach den Plänen des Schweizer Stararchitekten Max Dudler wird der Altbau saniert und der Erweiterungsbau durch einen Neubau ersetzt. Was wird sich mit dem Umbau verändern? Was wird zukünftig im Bernhard-Lichtenberg-Haus untergebracht sein?
Tobias Przytarski: Die neue Gestaltung des Bernhard-Lichtenberg-Hauses wird zusammen mit dem Platz hinter der Kathedrale einen einladenden Charakter bekommen. Der Durchgang von der Französischen Straße durch die Kolonnaden soll Besucher anziehen, auf den Hof zu kommen, wo ein Café auf sie wartet – im Sommer auch mit Plätzen draußen. Das ganze Erdgeschoss wird zu einer offenen Zone werden – mit Informationsmöglichkeiten, Ansprechpartnern und einer Buchhandlung. Veranstaltungsräume, Räume für die Kirchenmusik und eine Wissenschaftseinrichtung, das Büro des Erzbischofs und des Metropolitankapitels, Wohnungen für den Erzbischof, für eine Ordenniederlassung, für den Dompropst und Gästeappartments sind ebenfalls im Haus vorgesehen.
Die Architektur der benachbarten Kathedrale St. Hedwig wird kontrovers diskutiert. Ist der Umbau des Bernhard-Lichtenberg-Hauses auch umstritten? Wie würden Sie Kritiker von dem Entwurf von Max Dudler überzeugen?
Tobias Przytarski: Tatsächlich ist der Umbau des Bernhard-Lichtenberg-Hauses kein großes Konfliktthema gewesen. Natürlich gibt es Fragen, warum das Gebäude aus den 70er-Jahren abgerissen werden musste; die kann man aber vor allem mit der Unterbringung der gesamten Technik für die Kathedrale und das Haus im Kellergeschoss des Neubaus gut beantworten. Die Fassade von Max Dudler zum Bebelplatz mit Kolonnaden und Loggia wird dazu sehr freundlich und einladend wirken. Und die Qualität der Architektur spricht für sich selbst.
Auch Erzbischof Heiner Koch wird in das Bernhard-Lichtenberg-Haus einziehen. Wird seine 140qm große Wohnung ähnlich wie beim Neubau der Wohnung von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst eine Luxuswohnung sein mit freistehender Badewanne und teuren Einbauschränken?
Tobias Przytarski: Eine Zeitung hat zwar vor Jahren versucht, aus der Wohnung des Erzbischofs ein Aufregerthema zu machen, das konnte aber nicht funktionieren. Luxus ist nicht vorgesehen, – und passt im Übrigen weder zu unserem Erzbischof noch zum ästhetischen Konzept des Architekten.
Das Haus trägt den Namen des ehemaligen Berliner Dompropsts Bernhard Lichtenberg, der während der Diktatur der Nationalsozialisten öffentlich für die Verfolgten eintrat. Er wird in der römisch-katholischen Kirche darum als Märtyrer und Seliger verehrt in der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem zu den “Gerechten unter den Völkern” gezählt. Wie wird mit dem Umbau an Bernhard Lichtenberg erinnert?
Tobias Przytarski: Nicht nur der Name des Hauses, sein Grab in der Kathedrale und Gedenktafeln sollen an meinem seligen Vorgänger erinnern. Die beste Form des Gedenkens wird immer noch in einer Pastoral bestehen, die Menschen anzieht – der heutigen Zeit angepasst und doch mit der gleichen Überzeugungskraft, die Bernhard Lichtenberg uns vorgelebt hat.
Bildrechte: MAX DUDLER GMBH
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