Vespergebet in der ehemaligen Sakristei
Eine kleine Kerze flackert auf dem Boden der ehemaligen Sakristei der Hedwigskathedrale. 15 Mitglieder des Vereins Hedwig12 haben sich versammelt – zum Gebet auf der Baustelle.
Früher war in diesem Raum die Sakristei der Kathedrale – nach der Umgestaltung soll hier Platz für die Sorgen und Nöte der Menschen sein, die sie vor Gott bringen können: Der Krieg in der Ukraine zum Beispiel, oder auch das schreckliche Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet.
Es ist der zweite Gottesdienst auf der Baustelle der Kathedrale: der Putz an den Wänden ist abgeschlagen, auf dem Boden etwas Schutt und einige Scherben. Und der hohe Raum im großen Rundbau der Kirche ist durch ein riesiges Gerüst verbaut. Ein Lichtstrahl ist zu entdecken von oben. Und in der Unterkirche nimmt die neue Gestaltung schon ganz konkrete Formen an.
Kaum eine Umgebung, die besser passen könnte zur augenblicklichen Situation der Kirche: mitten im Umbau, immer noch ein Raum, der viel zum Schwingen und Klingen bringt – und vor allem: die Hoffnung findet ihren Weg.
So eindrucksvoll das Vespergebet, so spannend der Weg durch die Baustelle: deutlich zu erkennen die Mitte der Kathedrale, wo sich künftig der Altar befindet. Der Communiogedanke – die Gemeinschaft – ist prägend: alle versammeln sich gemeinsam um den Ort, der Quelle und gleichzeitig Mittelpunkt des Glaubens ist. Dieser Gedanke soll sich künftig auch durch die Innengestaltung der Kirche ziehen: So steht der Altar nicht erhöht, sondern ebenerdig. Und die Kathedra, der Bischofsstuhl, unterscheidet sich kaum von den Stühlen, auf denen künftig die Gläubigen sitzen werden.
Die Unterkirche – in der umgestalteten Kathedrale direkt aus dem Vorraum zu erreichen – ist demnächst Taufkapelle, und auch hier ist das Zentrum klar: das große Taufbecken, in Kreuzform gestaltet. Und auch der selige Bernhard Lichtenberg, der zur Zeit seine Grabstätte in der Kirche Regina Maria Martyrum hat, kann hier künftig wieder verehrt werden, seine Grabkapelle ist dann neu gestaltet und größer als bisher.
Noch braucht man viel Vorstellungskraft beim Gang durch die Baustelle, aber eine Ahnung davon, wie es einmal sein wird, haben die Besucherinnen und Besucher bekommen. Und bauen gleichzeitig auf das, was der Apostel Paulus im Epheserbrief schreibt:
„Der Schlussstein ist Christus Jesus selbst. Durch ihn wird der ganze Bau zusammengehalten und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn.“ (Eph 2,20-21)
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